All denjenigen, die etwas mehr über die Geschichte des Rover 75 erfahren möchte, in diesem Falle den 'Ur-Seventyfive', sollte dieser Artikel von unserem Mitglied Sterling einen etwas tieferen Einblick gewähren.
Als erster Nachkriegs-Rover genoss der Ur-Seventy-five eine Karriere, die
nach ihm noch weitere britische Erfindungen erleben sollten. Wie die Beatles
oder der Minirock begann der Rover 75 als Trendsetter – und wurde zum Klassiker.
Der Seventy-five schaffte das zügig, nämlich in einer Lebenszeit von 15 Jahren.
Der Seventy-five war solide und dabei nicht hausbacken, sondern ultramodern.
Das machte ihn zum herausragenden Automobil. Tatsächlich sah der 75 für die
Augen seiner Zeitgenossen sogar revolutionär aus, denn seinen Pontonkarosserie
mit integrierten Scheinwerfern war die erste ihrer Art auf der Insel. Zu seinem
Spitznamen Cyclop, Einauge, kam der Seventyfive durch seinen Mittelscheinwerfer.
Unter dem Blech allerdings ging man behutsamer mit dem Fortschritt um.
Die Karosserie wirkte wie ein selbsttragender Aufbau, ruhte aber auf dem Kastenrahmen
des Vorgängermodells, der etwas tiefergelegt war. Dessen Fahrwerk hatte man
ebenfalls übernommen. Mit der vorderen Einzelradaufhängung und so ungewöhnlichen
Beigaben wie Teleskopstoßdämpfern oder einem Panhardstab für die Hinterachse
befand sich der 75 allerdings fast in der Sportwagenliga. Der P4, so die interne
Bezeichnung, war kommod abgestimmt. Was sich für den Sechszylinder ebenfalls
sagen lässt, mit 76 PS blieb der 2,1-Liter stets unangestrengt.
Dass Rover den Innenraum üppig mit Holz und Leder ausstattete, verstand
sich von selbst. Der P4 war gekonnt gemacht: Fortschrittliche Anmutung, zuverlässige
Technik, erstklassiges Finish, und er wurde auf der britischen Insel schnell
zum Star – Lieferzeiten von drei Jahren sprachen für sich. Weil sie ihn so mochten,
verpassten die Briten dem 75 auch seinen zweiten Kosenamen, nämlich „Auntie“,
das Tantchen.
Bald baute Rover eine riesige Modellfamilie um den 75 herum, es gab Automatikgetriebe,
Zweifarbenlackierungen, vorsichtige Facelifts und mehr Leistung. Der aufmüpfige
Mittelscheinwerfer verschwand. Die letzte Ausführung hieß Rover 110, was sich
bei näherem Hinsehen als Understatement entpuppte: Im auf 2,6 Liter vergrößerten
Motor standen nämlich 1125 PS bereit, die Auntie 1962 auf rasante 160 km/h beschleunigten.
Die Briten schlossen ihren P4 ins Herz. Dank der exzellenten Verarbeitung
haben viele bis heute überlebt. Im zarten Alter von fünfzig Jahren machen einige
Exemplare heute sportliche Karriere: Auntie mag behäbig aussehen, gilt aber
dennoch als erste Wahl für Langstreckenrallyes.
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Technische Daten Rover 75
Motor:
Sechszylinder-Viertakt in Reihe, hängende Einlass- und stehende Auslassventile,
Nockenwelle über Kette angetrieben
Hubraum:
2.103 cm³
PS bei U/min:
76 bei 2400
Getriebe:
Viergang mit Freilauf
Karosserie:
Leiterrahmen, Aluminium- und Stahlblech
Vorderachse:
Einzelradaufhängung an Querlenkern und Schraubenfedern, Teleskopstoßdämpfer
Hinterachse:
Starrachse an Blattfedern, Panhardstab, Teleskopstoßdämpfer
Bauzeit:
1949-1959
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